Nahles stürzt die SPD in die Krise

Der Parteivorstand der SPD hat heute in geheimer Abstimmung Andrea Nahles als alleinige Kandidatin für das Amt des Generalsekretärs auf dem Bundesparteitag im November gewählt. Der Favorit von Parteivorsitzenden Franz Müntefering, Kajo Wasserhövel, fiel mit 14:23 Stimmen durch. Franz Müntefering wird als Ergebnis der Abstimmung nicht mehr weiter für den Vorsitz zu Verfügung stehen sowie eventuell auch nicht als Minister und Vizekanzler in einer großen Koalition mitarbeiten.
Das ist seit heute alles soweit bekannt.

Und warum das alles?

Kurz gesagt weil manche mit ihrer Postenjägerei über das Ziel hinausgeschossen sind.

Münte hat Kajo aus gutem Grund als Generalsekretär vorgeschlagen. Wenn er als Vizekanzler mit regiert braucht er jemanden der den Laden SPD für ihn weiter in den Griff hält und loyal zu ihm steht. Darum hat er seinen Vertrauten Kajo vorgeschlagen.

Es ist sein gutes Recht als Vorsitzender diesen Vorschlag zu machen, es ist demokratisch legitim wenn jemand anders ebenfalls seine Kandidatur vorschlägt, auch wenn die Person Nahles heißt. Soweit so gut.

Weniger gut ist wenn diese Person anschließend versucht öffentlich für sich Wahlkampf zu machen, obwohl es eine interne Wahl ist, und dafür alle für sie mögliche Mittel nutzt: Bei jeder Gelegenheit vor einem Mikro das Maul aufzumachen, egal ob eingeschaltet oder nicht, und BaNahles von sich gibt.

Wer ist Nahles? Sie ist jung, noch Juso, ehemalige Jusovorsitzende und wird gemeinhin den Linken zugeordnet. Das allein mag nicht schlecht sein, sie steht damit nicht alleine da. Schlimmer ist es wenn man mit seinen Ansichten in der linken Theorie von vor 15-20 Jahren stehengeblieben ist und die leider dringend notwendige soziale Erneuerung nicht einsieht.
Und weil sie die Eigenschaft hat zu allem und jedem ungefragt Ihr Maul aufmacht egal ob es gerade nützt oder schadet, weil sie angeblich das alleinige „Linke Gewissen“ in der SPD ist.
Sie war es die mit einem öffentlichen Mitgliederbegehren gegen die Agenda 2010 protestiert hat weil der normale demokratische Weg über die Gremien kein Ergebnis in der Art ergab wie sie es gerne hätte. Wirklich ein Musterbeispiel für die Geschlossenheit der Partei in der Öffentlichkeit, sie hat uns damit wahrlich einen Bärendienst erwiesen.
Und so jemand soll tatsächlich in der Lage sein moderat die Partei zusammenzuhalten und die (Regierungs-)Politik der SPD loyal zu verkaufen? In jedem Halbsatz wäre Ihre eigene Meinung zu erkennen das sie das, was sie soeben gesagt hat, natürlich ganz anders sieht.

Soweit so schlecht.

Übrigens, in den letzten Tagen kursierte „zufälligerweise“ eine Unterstützerliste für Nahles durch die Landschaft. Ein Schelm der Parallelen zum Mitgliederbegehren zieht…

Eine linke Frau geht ihren Weg…

…natürlich nicht alleine. Sonst wären in der letzten Zeit auch nicht bestimmte Leute kurz an die Oberfläche gekommen und hätten ihre Sprechblase pro Nahles entleert. Spätestens hier fängt das Geflecht der diversen Flügel und Strömungen in der SPD an. Jeder achtet nur darauf daß seine Gruppe mit den richtigen Pöstchen ausreichend versorgt ist, um die Sache geht es da nicht mehr.

Jeder, der heute für Nahles und gegen Kajo gestimmt hat war sich der Konsequenzen bewußt die daraus folgen konnten und folgten. Es war längst nicht mehr nur eine normale Abstimmung über die Kandidatur für den Generalsekretär, nein, es wurde mittlerweile soweit hochstilisiert das es auch eine Abstimmung über die Autorität über den Vorsitzenden Franz Müntefering war. Auch wenn es niemand sagte, alle wußten es. Jetzt braucht sich niemand naiv vor den Mikrofonen zu stellen und zu bedauern das Münte seine Konsequenzen aus der Niederlage zieht. Wer sich hinstellt und öffentlich zugibt das er (bzw. sie) anders abgestimmt hätte wenn sie nicht so dumm gewesen wäre und nicht nur kurzsichtig die Abstimmung über den Posten gesehen hätte, zeigt für was für eine gradlinige Politik er (bzw. sie) steht. Eine Achterbahnfahrt ist nichts gegen solche Wendehälse.

Das Abstimmungsergebnis hat eindeutig gezeigt worum es ging, nämlich Münte zu beschädigen. Meiner eigenen Meinung nach war das ein geplanter Putsch gegen ihn, er wurde ihnen zu mächtig.

Jetzt ist er angeschossen und darf so standhaft unsere Politik in den Koalitionsverhandlungen mit den Schwatten verteidigen. Genauso standhaft wie ein Schneemann im Hochsommer. Das habt Ihr super hinbekommen, Ihr Pseudolinken und Netzwerker.

Aber nein, Ihr schadet uns ja überhaupt nicht. Ihr wollt ja nur unsere Politik vertreten. Indem man erst mal das Urgestein der deutschen Sozialdemokratie geräuschvoll demontiert. Es gibt so gut wie keinen mehr der wie Münte vom gleichen Schrot und Korn ist. Die Tradition in der SPD ist damit ein für allemal hinüber. Wofür Münte stand, die altbewährte menschenfreundliche bodenständige Sozialdemokratie, ist von Karrieregeiern ohne Not erlegt worden.

Ich bin mal gespannt wer jetzt als Vorsitzender gehandelt wird. Kurt Beck wäre allenfalls eine Zwischenlösung bis sich jemand aus dem Netzwerk von Netzwerkern und Linken hervortraut. Diverse Namen werden in bestimmten Schubladen sicherlich schon rumfliegen, wie gesagt, spontan war das Vorgehen nicht.
Man achte auf die Reaktionen bestimmter Leute. Daran sollt Ihr sie erkennen.

Paßt auf das die Basis (ja, so was gibt es, auch wenn Ihr schon so abgehoben habt und uns niederes Wahlkampfvieh nicht mehr beachtet) nicht eines Tages mit der großen Schere kommt und Eure tollen Netzwerke einfach so durchschneidet. Das ist nämlich dringend nötig.

Ich bin nicht für die Linken, nicht für die Netzwerker und nicht für die Seeheimer. Ich bin in der SPD.
Und dieser SPD nimmt man ihren Münte nicht einfach so ungestraft weg!

Der Beitrag wurde am Montag, den 31. Oktober 2005 veröffentlicht und wurde unter SPD mit den Tags , abgeheftet.
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